Lange habe ich mich mit einer aktuellen Umfrage des Bundesamtes für Landwirtschaft zur Bedeutung der Herkunft von Landwirtschaftsprodukten beschäftigt, die regelmässig erhoben wird, zuletzt im Februar 2023. Als Kleinstproduzentin kann sich Ivana’s Einmacherei freilich nicht mit einem landwirtschaftlichen Betrieb vergleichen. Aus philosophischer und marketingtechnischer Sicht jedoch sind die Ergebnisse auch für mich von höchster Bedeutung. Denn die Haltung der Schweizer Konsumenten betrifft genauso meine 100 Prozent natürlichen, traditionell hergestellten und hausgemachten Produkte. Deshalb freuen mich die Ergebnisse genauso wie es die Schweizer Landwirtschaft dürfte.
Dagegen betrachte ich als alte Häsin in der Markenführung, im Marketing und in der Kommunikation die Dinge gerne differenziert und tiefgründig, um die Welt besser zu verstehen. Denn ich finde, dass ich mit meinem Tun der Aufklärung verpflichtet bin. Daher will ich es genau wissen und nehme dich in diesem Blog mit in die vielschichtige Faktenwelt der Schweizer Landwirtschaft.
Die oben erwähnte Umfrage des Bundesamtes für Landwirtschaft von Februar 2023 hat ergeben, dass 90 Prozent der über 1'060 befragten Schweizerinnen und Schweizer einheimische Lebensmittel ausländischen gegenüber bevorzugen. Mit anderen Worten kaufen die Konsumentinnen und Konsumenten «wenn immer möglich» Landwirtschaftsprodukte aus der Schweiz.
Sie begründen ihren bewussten Einkauf hauptsächlich damit, dass ihnen kurze Transportwege am Herzen liegen, weil sie so einen Beitrag leisten können, um die Umwelt zu schonen sowie die Lebensmittelverschwendung zu verringern. Allem voran beim Kauf von Eiern, Milch und Frischmilchprodukten achten sie auf die einheimische Herkunft, aber «wenn immer möglich» natürlich auch bei anderen Produkten wie z. B. Fleisch oder Kartoffeln. Über die Hälfte der Befragten ist ausserdem der Ansicht, dass ihre Ernährungsgewohnheiten einen weiteren positiven Einfluss auf die Umwelt haben, wenn sie regionale sowie saisonale Produkte konsumieren.
Einen wirklich positiven Einfluss auf die Umwelt hätte definitiv die Einschränkung von Fleisch. In den Industriestaaten und zunehmend auch in Schwellenländern wird zu viel Fleisch konsumiert. Tiere fressen über Monate Futter, das angepflanzt werden muss. Deshalb verbraucht die Fleischproduktion für vergleichbare Nährwerte deutlich mehr Boden und Wasser als die Produktion von Getreide, Gemüse oder Hülsenfrüchten. Zudem stossen Nutztiere Treibhausgase aus und tragen somit zum Klimawandel bei.
Mittlerweile sind auch Regionalprodukte ihrer Nischenexistenz entwachsen und geniessen ihr ganz eigenes Ansehen. Sie werden in vielen Aspekten sogar attraktiver wahrgenommen als Bio-Produkte. Seit 2017 verstärkt sich die positive Wahrnehmung von Regionalprodukten kontinuierlich: Waren es 2017 noch 24 Prozent, sind es heute 37 Prozent der hiesigen Bevölkerung, die die Regionalität bei Nahrungsmitteln schätzen.
Bio-Markt Schweiz
Während in den letzten Jahren die Bio-Qualität verglichen mit der Herkunft sowie dem Preis höher priorisiert wurde, übertrumpft aktuell klar der Preis. Das heisst, er spielt wieder eine wichtigere Rolle als bisher, was auf die allgemein steigenden Lebensmittelpreise zurückzuführen ist.
Es dürfte nur wenige wundern, dass auch Schweizerinnen und Schweizer mittlerweile stärker auf den Preis achten (müssen). Die Preise der Lebensmittel sind in der Schweiz teils um bis zu 50 Prozent gestiegen, vor allem die Grundnahrungsmittel haben sich verteuert, aber auch viele andere Alltagsgüter. Die Gründe sind uns allen bekannt, hören wir sie doch unentwegt: gestiegene Transportkosten aufgrund der Corona-Pandemie sowie höhere Energie- und Rohstoffpreise wegen des russischen Krieges gegen die Ukraine oder nicht ausreichend vorhandenes Verpackungsmaterial. Aufgrund des Krieges in der Ukraine wurden beispielsweise Dünge- und Futtermittel knapp, denn sowohl die Ukraine als auch Russland gehören zu den Grossproduzenten. Und da für die Produktion dieser Güter viel Gas benötigt wird, welches sich eminent verteuert hat, sind vor allem die Preise von Milchprodukten in die Höhe geschnellt. Ebenso ist der Zuckerpreis wegen der schlechten letztjährigen Zuckerrübenernte in der EU gestiegen. Ernteausfälle gab es auch bei italienischen und spanischen Olivenöl-Herstellern, die 2022 noch stärker unter der massiven Hitze und Trockenheit litten.
Obwohl die Hochpreisinsel Schweiz im europäischen Vergleich eine geringe Inflationsrate aufweist (2,2 Prozent, Mai 2023), verunsichert die Geldentwertung mit seinem ungewissen «open end» umso mehr. Viele Schweizerinnen und Schweizer müssen notgedrungen bei Discountern einkaufen oder gänzlich auf gewisse Produkte verzichten, darunter fallen vor allem frisches Obst und Gemüse. Logisch, dass in einer finanziell angespannten Situation eher zu einem herkömmlichen oder gar zum Billig- statt Bio-Salat gegriffen wird.
Und dennoch: Der Bio-Markt Schweiz wächst weiter. Auch 2022 nahm der Anteil Bio-Betriebe um 17,3 Prozent auf 16,2 Prozent zu (total 7'298 Betriebe), hingegen mussten erneut viele konventionellen Betriebe schliessen. Ein Trend, der sich seit den 1990er-Jahren fortsetzt. Mit dem Anstieg der Bio-Betriebe haben auch die biologisch bewirtschafteten Landwirtschaftsflächen zugenommen.
Der Pro-Kopf-Konsum – und damit der Gesamtumsatz des Bio-Marktes Schweiz – ist indes gesunken, wie die oben genannte Studie bezüglich Preissensibilität der Schweizer Konsumentinnen und Konsumenten auch zu Tage gefördert hat. Interessant ist, dass Coop 2022 einen Rückgang von 3,6 Prozent verzeichnet hat, während die Migros ihr Bio-Wachstum moderat fortsetzen konnte (plus 0,9 Prozent). Die grössten Rückgänge zeigen die Bioläden mit 14,9 sowie die Hofläden mit 16,5 Prozent, was daran liegen könnte, dass allem voran Bioläden gefolgt von den Hofläden teilweise massiv teurer sind. Doch alles in allem «griffen die Schweizer Konsumentinnen und Konsumenten trotz steigender Lebenshaltungskosten und gedämpfter Stimmung […] oft zu Bio-Produkten», schreibt Bio Suisse auf ihrer Website.
Erstaunliche 90 Prozent – Vergleiche
Der bei der Umfrage erhobene Wert von satten 90 Prozent mag etwas erstaunen, ist er doch sehr hoch. Dass die Realität allerdings nicht immer ganz den Antworten entspricht, die Befragte bei Umfragen geben, ist bekannt. Und bei einem Selbstversorgungsgrad von brutto 56 bzw. netto 49 Prozent ist dies ausserdem auch nicht möglich (brutto heisst, die einheimischen landwirtschaftlichen Produkte wurden einschliesslich mit importierten Futtermitteln erzeugt, während der Netto-Wert indiziert, wie hoch der Anteil an Produkten ist, der ausschliesslich mit einheimischen Futtermitteln hergestellt wurde). Damit gehört die Schweiz zu jenen Ländern, die weltweit am meisten Lebensmittel importieren.
Natürlich ist mir bewusst, was die Aussage «wenn immer möglich» in einer solchen Umfrage bedeutet. Doch unabhängig von allen möglichen Aspekten lohnt sich der Blick hinter die Kulissen.
Eier, Fleisch, Milch und Milchprodukte
Am Beispiel von Konsumeiern zeigt sich auch, dass in der Schweiz im Jahr 2022 total 1,65 Milliarden konsumiert wurden. Davon stammen 1,13 Milliarden Eier bzw. 68,6 Prozent aus der Inlandproduktion und 519 Millionen bzw. 31,4 Prozent aus dem Ausland. Da kommen die bei der Befragung angegebenen 90 Prozent nicht ansatzweise in die Nähe der tatsächlich konsumierten Werte.
Beim Verbrauch von Schweizer Fleisch zeigt sich für 2022 zwar ein bedeutend höherer Wert als bei den Eiern, jedoch liegt der Inlandanteil effektiv ebenfalls tiefer als in der Umfrage von den Befragten angegeben, nämlich bei etwas mehr als 82 Prozent, wobei die Schweiz hier einen Selbstversorgungsgrad von 85 bis 97 Prozent aufweist.
Was die Milch und Milchprodukte betrifft, dürfte der sehr hohe Wert von 90 Prozent hingegen garantiert stimmen, denn in diesem Bereich erreicht die Schweiz einen Selbstversorgungsgrad von über 100 Prozent. Das liegt daran, dass die Milch bei uns unter Grenzschutz steht, um sie vor der ausländischen Konkurrenz zu schützen. Laut diesem darf sie nämlich erst importiert werden, wenn es der Schweiz an Milch mangelt (was nicht der Fall ist, auch wenn immer weniger Betriebe trotz sinkender Kuhzahlen immer mehr Milch produzieren, während gleichzeitig immer weniger Konsummilch nachgefragt wird). Am Beispiel der Mangelware Butter sieht die Lage wiederum ganz anders aus: Bis Ende September 2022 bewilligte der Bundesrat das fünfte (!) Importkontingent, um die Schweizer Bevölkerung mit Butter versorgen zu können, da die hiesige Produktion den Bedarf nicht deckt. Im Jahr 2022 betrug die Butterproduktion in der Schweiz rund 33'700 Tonnen, wobei seit 2020 jährlich zirka 8'000 Tonnen Butter (17 Prozent der Gesamtmenge) aus dem Ausland importiert werden – namentlich aus Deutschland, Belgien und Irland.
Agrarpolitik ab 2022 (AP22+)
Immerhin: Mit der neuen Agrarpolitik des Bundesrates ab 2022, der sogenannten AP22+, soll der Selbstversorgungsgrad nicht reduziert werden, sondern in den nächsten Jahren kontinuierlich steigen und einen Anteil von über 60 Prozent erreichen. Die Botschaft zur Weiterentwicklung der AP22+ hat der Bundesrat im Februar dieses Jahres verabschiedet. In einem Massnahmenpaket soll ferner mehr Umweltschutz, mehr Effizienz und mehr Wert erzielt werden. Ebenso enthält die Botschaft auch Massnahmen für sauberes Trinkwasser, als Alternative zur Trinkwasserinitiative.
Wie erfreulich! Denn obwohl es seit Längerem bekannt ist, dass es um die Trinkwasserqualität in der Schweiz nicht zum Besten steht, sitzt mir der Bericht des Konsumentenmagazins K-Tipp vom Juni 2023 nach wie vor tief in den Knochen. 872 Trinkwasserproben aus der ganzen Schweiz wurden auf 29 Giftstoffe getestet. Fatal: Bis zu 400 Proben waren positiv, das heisst, aus der Hälfte der Schweizer Wasserleitungen fliesst demnach Wasser, das schädliche per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen (PFAS) enthält, die sich in der Umwelt kaum mehr abbauen lassen. Davon ist jeder zweite Haushalt betroffen, aber treffen wird es jeden, denn Wasser wird mitunter deswegen auch in der Schweiz knapper und teurer.
Etwas selbstgefällig?
«Das Vertrauen in die hiesige Landwirtschaft ist ungebrochen hoch», schreibt das Bundesamt für wirtschaftliche Landesversorgung (BWL) in seiner Medienmitteilung vom 25. Mai 2023 zur oben genannten Umfrage, auch wenn sie von den Befragten im Vergleich zu den Vorjahren als weniger konsumentennah sowie weniger umweltgerecht bewertet wird. Das Statement des BWL zur Landwirtschaft hierzulande ist vielen Landwirten sicher genehm, aber auch etwas selbstgefällig, wenn man folgendes bedenkt:
Es ist über unsere Grenzen hinaus bekannt, dass die konventionellen Landwirtschaftsbetriebe nicht nur unnötig viel Gülle auf die Felder spritzen (dies führt dazu, dass sich zu viel Ammoniak in der Luft oder zu viel Nitrat im Grundwasser befinden),
sondern ihren Kühen locker auch einen Drittel weniger Antibiotika in die Euter spritzen könnten – bei gleichbleibender Milchqualität, wohlverstanden. Die Menge an Antibiotika, die Schweizer Milchkühen verabreicht wird, ist rekordmässig hoch und übertrifft um ein Vielfaches die Werte unserer Nachbarländer.
Darüber hinaus gehört die Schweiz zu den Ländern mit einem besonders hohen Pestizid-Einsatz, obwohl dieser nicht nur um mindestens (!) 50 Prozent reduziert werden könnte, sondern auch müsste (Quelle: Pestizid-Reduktionsplan Schweiz, Mai 2016).
Nur mit pestizid-freier Produktion können gesunde Lebensmittel, ertragreiche Böden und die nötige Biodiversität bewahrt werden. Ausserdem wird die lokale Produktion gestärkt, weil die Marktmacht des Grosshandels gebrochen wird, was wiederum die Abhängigkeit von der Agrarchemie reduziert.
In Sachen Massentierhaltung – die vor allem Grossbetriebe betreffen soll – ist die Schweiz in der Realität nicht so vorbildlich unterwegs wie bestimmte Kreise sie gerne im Vergleich zu den EU-Ländern darstellen, auch wenn die Nutztiere bei uns per Gesetz theoretisch gut geschützt wären.
Das Schweizer Tierschutzgesetz legt ebenso wenig optimale Tierschutzstandards fest wie die EU-Nutztierschutz-Richtlinien es tun, auch wenn sie bei uns restriktiver sind und den Tieren in allen Kategorien insgesamt mehr bringen. Wer die «Mindestanforderungen» in der Schweiz nicht einhält, macht sich strafbar, wer sie allerdings erfüllt, legt aber noch nicht automatisch eine nutztierfreundliche Haltung an den Tag. Was die Schweiz wiederum auszeichnet, ist die Pflicht der regelmässigen, teilweise unangemeldeten Tierschutzkontrollen auf allen Landwirtschaftsbetrieben.
Im Jahr 2021 wurden in der Schweiz 660 Strafverfahren von den Kantonen wegen Verletzungen des Tierschutzgesetzes bei Nutztieren gemeldet (10 mehr als 2020).
Was die biologisch bewirtschafteten Landwirtschaftsflächen betrifft, belegt die Schweiz mit etwas mehr als 16 Prozent zwar Platz 5 der EU- und EFTA-Länderliste. Doch dafür, dass sie zu den Top 5 der reichsten Länder weltweit gehört, könnte sie gut einen höheren Rang erreichen. Spitzenreiter Österreich weist eine Bio-Anbaufläche von über 26, also mindestens zehn Prozent mehr auf. Schon klar, als kleines und dicht besiedeltes Land haben wir nur wenig Fläche für die landwirtschaftliche Nutzung, deshalb sind und bleiben wir auf Importe von Lebens- und Produktionsmitteln angewiesen. Doch gerade deshalb müsste der Umstieg auf Bio meines Erachtens viel stärker vorangetrieben und begünstigt werden.
Überaus heimatliebende Schweizer Aus wissenschaftlicher Sicht ist der sehr hohe Wert von 90 Prozent also überaus spannend. Manch einer könnte sich jetzt fragen: Ist es nicht in vielen Ländern so, dass einheimische Lebensmittel generell bevorzugt werden? Nun, Menschen jeder Nation sind heimatliebend. Die einen etwas mehr als andere, so dass einheimische Erzeugnisse grundsätzlich einen höheren Stellenwert gegenüber ausländischen geniessen (Ausnahmen stets ausgenommen, denn fehlen z. B. einem Land die Möglichkeiten und/oder Bedingungen, ein Nahrungsmittel selbst anzubauen oder herzustellen, muss es zwangsläufig importiert werden, allem voran, wenn es sich um Grund- oder anderweitig unverzichtbare Nahrungsmittel handelt, siehe Beispiel Butter). Um die Frage also zu beantworten: Ja, vor allem in unserem Zeitalter der Globalisierung ist die Bevorzugung einheimischer Lebensmittel ein wachsender Trend. Und hier kommt der sogenannte Konsumenten-Ethnozentrismus ins Spiel.
Konsumenten-Ethnozentrismus
Konsumenten-Ethnozentrismus ist ein sozialpsychologisches Phänomen, der bis zu einem gewissen Grad normal ist und hilft, sich wie beim Stereotypisieren zu orientieren. Er basiert auf einer vorgeprägten Sichtweise, bei der die eigene Kultur und alles, was diese selbst an Produkten und Dienstleistungen hervorbringt, als überlegen angesehen wird. Erzeugnisse anderer Kulturen bzw. ausländischer Herkunft werden an den einheimischen gemessen und als negativ, das heisst weniger wertvoll und unterlegen eingestuft. Mit anderen Worten: Aus der Warte des ethnozentrischen Konsumenten ist es ethisch falsch, Produkte und Dienstleistungen ausländischer Herkunft zu beziehen, weil er davon überzeugt ist, dass es einerseits der eigenen Volkswirtschaft schadet wie z. B. die Arbeitslosigkeit vorantreibt. Andererseits geht es ihm aber vor allem darum, dass es «unpatriotisch» ist, ausländisches Gut zu konsumieren. Ethnozentrismus kann bei der Entscheidung für ein Produkt sogar wichtiger sein als die Qualitätswahrnehmung. So neigen besonders ethnozentrische Konsumenten dazu, lokale Produkte positiver zu bewerten, ungeachtet des Preises oder der tatsächlichen Qualität. Darüber hinaus sind sie auch nicht bereit, sich mit den Eigenschaften von ausländischen Produkten zu befassen. Ältere Menschen sind in der Regel ethnozentrischer als jüngere und Frauen mehr als Männer.
Allerdings verhält es sich wie folgt: Je weltoffener eine Nation ist, desto weniger tendieren deren Bürger zu Ethnozentrismus. Wie sind die 90 Prozent daher zu erklären? Denn wir Schweizerinnen und Schweizer sind bekanntlich eine wahrlich offene Nation. Schon der hohe Ausländeranteil von 26 Prozent zeugt davon, übrigens der zweithöchste in Europa (nach Luxemburg mit 47 Prozent und vor Malta mit knapp 21 Prozent). Ausserdem liegt der durchschnittliche Indexwert zu fremdenfeindlichen Einstellungen bei 2,1 auf einer Skala von eins (Ablehnung) bis vier (Zustimmung). Dass bedeutet, dass die Schweizer Bevölkerung fremdenfeindliche Einstellungen eher ablehnt, als dass sie ihnen zustimmt. Es bleibt also spannend.
Was wirklich zählt
Wie auch immer die 90 Prozent interpretiert werden: Mit den kurzen Transportwegen zur Schonung der Umwelt liegt jeder richtig, der deshalb einheimische sowie saisonale Lebensmittel kauft, und ausserdem, wer kostbare Lebensmittel nicht wegwirft, um die mittlerweile problematische Lebensmittelverschwendung zu reduzieren. Lebensmittel zweiter Klasse sind vor allem für die weitere Verarbeitung ebenso hochwertig. Zum Beispiel können aus deformierten, jedoch intakten Äpfeln Apfelmus oder gedörrte Apfelstücke hergestellt werden, wobei sich getrocknete Apfelschalen bestens für Tees eignen. Oder man zaubert mit krummen Karotten einen leckeren Smoothie.
Des Weiteren ist in der Direktvermarktung die Verpackung von Lebensmitteln zentral. Wo immer möglich, ist auf Plastik zu verzichten und auf natürliche Verpackungsmaterialien zu setzen – dies gilt für die Detailhändler ebenso wie für Konsumenten. Allgemein entsteht weniger Verpackungsmüll, wenn der Weg von der Produktion bis zum Tisch kurz ist, denn Obst und Gemüse müssen so weniger lang frisch bleiben. Dazu sind sie qualitativ besser, weil reifer und frischer. Auch das aufwändige Recycling fällt weg. Mehrweggebinde und Glasflaschen sind bei gutem Rücklauf und bis 200 Kilometer Transportweg den Einweggebinden überdies ökologisch als auch ökonomisch überlegen, solange der Konsument bereit ist, die Gläser wieder zurückzubringen.
Der Kampf gegen Food Waste hat sich das Bundesamt längst auf die Fahne geschrieben (siehe meinen Blog «Verschwendung von Lebensmitteln durch Mindesthaltbarkeitsdaten») und dies zu Recht, weil 25 Prozent der Umweltbelastung unseres Ernährungssystems auf vermeidbare Lebensmittelverluste zurückzuführen sind. Dies entspricht etwa der halben Umweltbelastung des motorisierten Schweizer Individualverkehrs. Folglich sind auch unsere Ernährungsgewohnheiten von elementarer Bedeutung für unsere Umwelt.
In diesem Sinne: Auf in den Kampf für Mutter Natur! Wir haben nur diese eine Welt.
P. S. Sämtliche Zahlen und Fakten und habe ich offiziellen Websites oder Veröffentlichungen des Bundes bzw. bundesnahen Institutionen entnommen oder solchen, die darauf zurückzuführen sind. In diesem Beitrag habe ich darauf verzichtet, jede einzelne Quelle zu nennen, da es den Rahmen gesprengt hätte.
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